Wird eine Verletzung eines Beckennervs infolge einer Operation vermutet, sollte so früh wie möglich reagiert werden:
Im Falle von neuropathischen Schmerzen nach einer Netzimplantation zur Behandlung eines Gebärmutter-, Blasen- oder Scheidenvorfalls oder zur Behandlung eines Leistenbruchs, gilt allgemein, dass die Lösung des Problems in der operativen Entfernung des Netzes liegt. Geschieht dieser Eingriff wenige Tage nach der Mesh-Implantation, bevor sich Narbengewebe gebildet hat, gestaltet sich die Operation meist nicht so schwer und die Situation wird sich tatsächlich verbessern. Das Problem daran ist, dass die Entfernung des Netzes zu einer erneuten Senkung, bzw. einem Leistenbruch führt und eine dritte Intervention notwendig wird.
Wird das Netz Monate oder Jahre nach der Einlageoperation entfernt, bleibt das bereits gebildete Narbengewebe, das durch das Implantat entstanden ist, am Nerv und die Schmerzsituation besteht unverändert weiter. Da millimetergrosse Nerven in solchen Narbenplatten wirklich nicht einfach zu erkennen sind, können solche Operationen sogar zur Verletzung der Nerven und zu weiterem Narbengewebe führen; mit der Folge noch grösserer Schmerzen und weiteren Komplikationen.
Aus neuropelveologischer Sicht verursacht nicht das Netz die Schmerzen, sondern die Irritation, bzw. das Einklemmen des Nervs. Daher zielt die Behandlung der Mesh-Komplikation durch einen Neuropelveologen nicht auf die Entfernung des Implantats ab, sondern auf die Befreiung des betroffenen Nervs.
Nach Senkungsoperationen ist es absolut unmöglich, die Beckennerven auf vaginalem Weg zu befreien - es geht schlicht und einfach nicht, egal, wie gut der Operateur sich in der vaginalen Chirurgie auskennt. Solche Versuche bleiben entweder erfolglos oder führen zu einer Durchtrennung des Nervs.
Die Neuropelveologie hingegen greift vom Becken aus auf die Narbenplatte zu, die den Nerv umschliesst. Laparoskopisch wird der Nerv im kleinen Becken oberhalb des Narbengewebes identifiziert. Dort sind die anatomischen Verhältnisse noch intakt, da dieser Bereich bei der vorherigen Intervention nicht einbezogen wurde. Von dort arbeitet sich der Operateur millimeterweise entlang des Nervs nach unten und befreit ihn aus dem Narbengewebe. Das Netz wird eventuell zum Teil durchtrennt oder entnommen, aber nicht prinzipiell entfernt, nicht zuletzt, um eine erneute Senkung zu vermeiden. Bei Netzimplantationen zur Behandlung einer Senkung des Enddarms würde der Versuch das Implantat zu entfernen sogar zu erheblichen Risiken einer Darmverletzung mit einer sekundären Bauchfellentzündung, bis hin zu einem künstlichen Darmausgang, führen.
Solche Explorationen/ Dekompressionen der Beckennerven müssen per Bauchspiegelung erfolgen, denn Eingriffe an den Beckennerven müssen in der Regel mikrochirurgisch durchgeführt werden. Die Laparoskopie offeriert den nötigen Vergrösserungseffekt, um Beckennerven von weit unter 1mm im Durchmesser erkennen zu können und Operationen an diesen vorzunehmen.
Da der Eingriff des Neuropelveologen nicht auf die Entfernung des Netzes abzielt, sondern auf die Befreiung des Nervs, ist nicht mit einer erneuten Senkung des Darms, der Scheide, bzw. des Leistenbruchs zu rechnen - eine weitere Operation bleibt dem Patienten/ der Patientin erspart.
Video: Laparoskopische Dekompression des rechten Genitofemoralnervs
Einklemmung des Pudendusnervs - laparoskopische Nervendekompression
Die beschriebene Vorgehensweise ist eigentlich absolut logisch, wurde jedoch erst mit der Einführung der laparoskopischen Beckennerven-Chirurgie - der Neuropelveologie - möglich.
Solche Eingriffe, vor allem zur Verbesserung der Situation bei Mesh-Komplikationen, gehören zu den schwierigen laparoskopischen Interventionen im Becken. Die Operation muss auf Anhieb gelingen, denn Folgeeingriffe wären noch schwieriger und gefährlicher. Als Operateure kommen für solche chirurgischen Interventionen daher nur speziell dafür geschulte Experten infrage. Doch für die betroffenen Patientinnen/Patienten lohnt sich dieser Weg, denn er kann ein Ausweg aus dem schmerzvollen Lebensalltag sein.
Bei irreversiblen (nicht rückgängig zu machenden) Schädigungen der Nerven (mit Zerstörung des Axons und ggf. der Hülse), hilft die alleinige Befreiung der Nerven nicht. Das Axon kann nicht mehr wachsen, oder wächst nicht in die richtige Richtung. In diesem Fall stellt die Neuromodulation die Methode der Wahl dar. Eine Stimulationselektrode wird per Bauchspiegelung in direktem Kontakt zum geschädigten Nerv platziert - die LION-Prozedur wird durchgeführt: Laparoscopic Implantation Of Neuroprothesis.
Die Stimulation des Nervs mit niedriger Strom-Energie führt zu einer Schmerzreduktion. Dabei wird die Ursache der Schmerzen nicht behandelt, sondern die Schmerzinformation durch den Strom übertönt, sodass das Gehirn die Information „Schmerz“ nicht wahrnimmt. Sollte die Hülse des Nervs noch vorhanden sein, kann die Stimulation des geschädigten Nervs prinzipiell zu einem Wachstum des Axons und zur Regeneration des Nervs führen. Mit einer Fernbedienung kann der Patient/ die Patientin selbständig die Intensität der Stromabgabe bestimmen.Die Behandlung postoperativer Beckkennerven-Verletzungen aus neuropelveologischer Sicht - ein völlig anderes Konzept
Obwohl sich drei verschiedene Fachdisziplinen mit den Beckennerven beschäftigen - ...
Operationen sind mitunter die einzige Möglichkeit für eine wirksame medizinische ...
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