Wenn Frauen unter menstruationsabhängigen Ischiasschmerzen mit beginnender Gefühllosigkeit im Gesäss oder im Bein leiden oder Bewegungseinschränkungen im Fuss wahrnehmen – eigenständig oder in Verbindung mit einem Taubheitsgefühl –, muss eine tief infiltrierende Endometriose des Ischiasnervs als mögliche Ursache der Beschwerden in Betracht gezogen werden.
Die Informationen in diesem Beitrag sollen keine Diagnose ersetzen! Wir möchten Frauen weltweit jedoch dafür sensibilisieren, dass es diese Erkrankung gibt und denjenigen Patientinnen, die tatsächlich von einer Endometriose des Ischiasnervs betroffenen sind, einen möglichen Weg zur Heilung bzw. Besserung ihrer quälenden Beschwerden aufzeigen. Eine Endometriose des Ischiasnervs kann für starke Schmerzsymptome und Funktionsausfälle mit bisher ungeklärter Ursache verantwortlich sein.
Gewiss kommt Ihnen der Begriff „Endometriose“ bekannt vor, denn die „normale“ Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Das Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnelt, siedelt sich ausserhalb der Gebärmutter an und kann Blutungsstörungen und Unterleibsschmerzen verursachen. Darunter leiden viele Millionen Frauen und Mädchen weltweit –, dementsprechend oft begegnet einem dieses Thema in der Presse und in Zeitschriften.
Wenig bekannt ist jedoch, dass es weitere Ausprägungen der Endometriose gibt, die als „tief infiltrierende Endometriose“ (TIE) bezeichnet werden. Denn das Gewebe kann sowohl die Beckenorgane (Eierstöcke, Harnorgane, Darm) als auch die Beckennerven befallen, Mediziner sprechen dann von der Endometriose der Beckennerven1. Einer dieser Beckennerven ist der Ischisnerv – der grösste Nerv des menschlichen Körpers. Er entsteht im kleinen Becken aus der Fusion der so genannten Sakralwurzeln, die wiederum direkt aus dem Rückenmark entstehen.
Mehr zu den möglichen Ursachen ungeklärter Nervenschmerzen im Beckenbereich
Die Endometriose des Ischiasnervs ist folglich eine dieser besonderen Form der Endometriose, die selbst unter Medizinern noch wenig bekannt ist. Doch für die betroffenen Frauen gibt es eine gut Nachricht: Die Endometriose des Ischiasnervs kann heute dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und moderner Verfahren diagnostiziert und behandelt werden. Die Erkrankung ist zwar selten, tritt jedoch häufiger als bisher angenommen auf. Der Grund: Die meisten davon betroffenen Frauen suchen eher einen Neurologen, einen Rückenspezialisten (Neurochirurgen, Orthopäden) oder einen Schmerztherapeuten auf, da die oben genannten typischen Symptome nicht den Charakter von gynäkologischen Schmerzen zeigen. Auch Gynäkologen, die mit der Endometriose des Ischiasnervs nicht vertraut sind, überweisen Patientinnen mit solchen Symptomen häufig an einen entsprechenden Facharzt.
Die Endometriose des Ischiasnervs führt zu einer typischen Ischialgie, also zu Schmerzen im Versorgungsbereich des Ischiasnervs, die durch eine direkte Schädigung dieses Nervs verursacht werden.
Typische Symptome im Anfangsstadium:
Starke brennende oder „elektrische“ Schmerzen:
Die Endometriose des Ischiasnervs greift früher oder später den Ischiasnerv selbst an und zerstört ihn. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, verschlimmern sich die Schmerzen mit dem Fortschreiten der Erkrankung, es kommt zu neurologischen Störungen und schliesslich zu Funktionsausfällen, die letztendlich irreversibel sind.
Typische Symptome im fortgeschrittenen Stadium:
Ein Arzt, der mit dieser Erkrankung vertraut ist, kann im ersten Schritt mit einigen gezielten und detaillierten Fragen den Verdacht auf eine Endometriose des Ischiasnervs erheben oder ausschliessen. Die Befragung sollte zur Befunderstellung bei jeder Endometriose-Patientin gehören.
In Ergänzung erfolgt eine sogenannte neuropelveologische Untersuchung: Die Beckennerven werden auf vaginalem bzw. rektalem Weg abgetastet und mit Hilfe von Ultraschall untersucht. Auch ein Neuro-MRT kann zur Diagnose eingesetzt werden. Erhärtet sich der Verdacht, kann nur eine Bauchspiegelung (Laparaskopie) Gewissheit bringen. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird eine winzige Kamera über einen kleinen Schnitt eingeführt, die die feinen Strukturen des Ischiasnervs und dessen Schädigung sichtbar macht. Bestätigt sich die Diagnose bei dieser Untersuchung, kann die Behandlung noch im selben Eingriff erfolgen. Mit feinsten chirurgischen Instrumenten wird der Nerv vom angesiedelten Gewebe befreit. Je nach Erkrankungsstadium kann die Funktion des Nervs erhalten bzw. wiederhergestellt werden.
Eine Endometriose des Ischiasnervs hormonell oder lediglich mit Schmerzmitteln und Abwarten zu behandeln, bringt keinen Erfolg! Denn diese Form der tief infiltrierenden Endometriose ist nicht aufzuhalten. Eine Endometriose des Ischiasnervs ist nicht gleichzusetzen mit einer Darm- oder Blasen-Endometriose: Es gilt, jeden Millimeter des Nervs zu erhalten, da jede noch so minimale Zerstörung zu neurologischen Ausfällen und irreversiblen Nervenschädigungen führt.
Wird die Erkrankung festgestellt, muss die Operation also so früh wie möglich durchgeführt werden. Aufgrund der tiefen Lage der Beckennerven stellt dieser Eingriff eine grosse Herausforderung für den Chirurgen dar, denn die Beckennerven liegen hinter zahlreichen Becken-Blutgefässen – eine hoch sensible Körperregion, die höchste Operationssorgfalt und viel Behandlungserfahrung erfordert. Patientinnen, bei denen eine Endometriose des Ischiasnervs diagnostiziert wird, sollten sich deshalb den erfahrenen Händen eines Spezialisten anvertrauen.
Die einzige wirksame Behandlung ist die Chirurgie per Bauchspiegelung. Der Operateur muss die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse der Anatomie der Beckennerven und Beckengefässe aufweisen. Bei einer unvollständigen Operation erschweren Veränderungen der anatomischen Verhältnisse, Verwachsungen und Narbengewebe jeden weiteren Eingriff. Die Operation durch das Gesäss ist nicht zielführend, denn die Erkrankung entsteht im Becken und wächst entlang des Nerv ausserhalb des Beckens bis hin in die Gesässregion und nicht umgekehrt.
Aufgrund der Vielschichtigkeit der Erkrankung muss der behandelnde Arzt Kenntnisse unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen, wie Neurologie, Urologie, Gastroenterologie und Gynäkologie, aufweisen. Die Neuropelveologie ist eine relativ junge medizinische Disziplin, die die Kenntnisse all dieser Bereiche umfasst. Zertifizierte Neuropelveologen verfügen über dieses Know-how und haben ein gezieltes Training in der Chirurgie des Ischiasnervs durchlaufen.
Prof. Possover hat sich auf die neuropelveologische Behandlung der tief infiltrierenden Endometriose des Ischiasnervs spezialisiert. In einer Serie von über 259 Operationen per Bauchspiegelung konnte Prof. Possover zeigen, dass die Bauchspiegelungschirurgie zu einer signifikanten Schmerzreduktion führt2. Sofern die Kontinuität des Ischiasnervs erhalten bleibt, wird sich der Nerv erholen und die gesunde Funktion der Beine kann wieder hergestellt werden.
Live-Aufnahmen einer Operation der Endometriose des Ischiasnervs:
Wenn Sie von den oben beschriebenen Symptomen betroffen sind und bisher keine Ursache dafür gefunden wurde, scheuen Sie sich nicht, Ihren behandelnden Arzt auf die Möglichkeit einer Endometriose des Ischiasnervs anzusprechen – ganz gleich, ob es sich dabei um einen Gynäkologen, Neurologen, Neurochirurgen, Orthopäden oder Schmerztherapeuten handelt. Je früher diese Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Operation muss so früh wie möglich erfolgen – bevor die Funktionsstörungen irreversibel werden.
Nicht zuletzt tragen Sie dadurch auch dazu bei, die Wahrnehmung und das Bewusstsein für diese noch wenig bekannte, spezielle Erkrankung weltweit zu stärken, was vielen weiteren Betroffenen zu Gute kommt.
Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Erstgespräch. Füllen Sie dazu folgendes Formular aus und senden Sie uns Ihr Anliegen ganz einfach zu. Wir werden Sie baldmöglichst kontaktieren.
1 Possover M, Schneider T, Henle KP. Laparoscopic therapy for endometriosis and vascular entrapment of sacral plexus. Fertil Steril 2011 Feb;95(2):756-8
2 Possover M. Five-Year Follow-Up After Laparoscopic Large Nerve Resection for Deep Infiltrating Sciatic Nerve Endometriosis.J Minim Invasive Gynecol. 2017 Jul - Aug;24(5):822-826
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